Zweimal 50 Quadratmeter groß ist die neue Gewächshausanlage neben dem Botanischen Institut. Gedacht ist sie für die molekularbiologische Grundlagenforschung des Pflanzenphysiologen Professor Dr. Wolf Frommer. Die Kosten betragen 500.000 Mark
Das Geächshaus ist mit einer ühlung versehen, denn die Pflanzen, die hier wachsen sollen, gedeihen am besten bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius. Es sind Kartoffeln, keine vulgären Erdèpfel allerdings, sondern Kartoffeln mit unterschiedlich großen Knollen. Getestet wird, wie sich die verschiedenen Kartoffelpflanzen - unveränderte und solche mit einem 'Antisense'-Gen - unter etwas natürlicheren Bedingungen als im Labor verhalten.
An der Knollengröße erkennen wir die Wirkung unseres Eingriffs", erklärt Wolf Frommer. Dabei handelt es sich um die Blockierung bestimmter Gene: Proteine, die zur Zellmembran wandern und bestimmte Stoffe in die Zelle hinein- oder herauslassen, können nicht mehr erzeugt werden. Der Trick: 'Antisense'-Gene, auf denen der Proteincode rückwärts buchstabiert ist, werden mit Hilfe von Agrobakterien ins Erbgut der Kartoffel geschmuggelt. Sie hemmen die Ausbildung der 'Pförtnerproteine' an der Zellmembran.
Das Ergebnis der Blockade eines der vier Saccharose-Transportmoleküle, die von Frommer identifiziert wurden, ist die Kartoffel ohne Knollen. Der Effekt entsteht, weil der durch die Photosynthese in den Blättern gebildete Zucker nicht mehr abgeführt wird zu den Wurzeln. "Der Nährstofftransport in der Pflanze ist bisher nicht wirklich verstanden. Wir wollen es verstehen und benutzen die Gentechnologie als Hilfsmittel", betont Frommer
Da Pflanzen und transferiertes Gen als ungefährlich eingestuft wurden, unterliegt das Gewächshaus lediglich 'Sicherheitsstufe 1'. Frommer ist überzeugt, daº seine Forschungen nicht per se gefährlich sind: "Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Tomaten oder Tabak gehen in der freien Natur ein. Sie haben keine Chance gegen 'Unkraut'.
Thomas J. Schmidt
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